Schultergelenk (Anatomie)
Nicht nur das Schultergelenk ermöglicht es uns, den Arm zu bewegen, sondern der gesamte Schultergürtel. Dazu gehören das Schlüsselbein (Clavicula) und das Schulterblatt (Scapula).
1.) Oberarmkopf (Humerus)
2.) Schulterhöhe (Acromion)
3.) Schultereckgelenk
4.) Schlüsselbein (Clavicula)
5.) Rabenschnabelfortsatz (Coracoid)
6.) Schultergelenk (Glenohumeralgelenk)
Das Schlüsselbein ist ein leicht s-förmig geschwungener Knochen, der das Schulterblatt mit dem Brustbein (Sternum) verbindet. Das Gelenk zwischen Schlüssel- und Brustbein, das innere Schlüsselbein- oder auch Sternoklavikulargelenk, bildet die einzige knöcherne Verbindung zwischen Schulter und Rumpf. Es ermöglicht Bewegungen in drei verschiedene Richtungen; die Vor- und Rückwärtsbewegungen des Schlüsselbeins werden von Bändern eingeschränkt.
Das Schulterblatt ist ein platter, dreieckiger Knochen, an dessen Hinterseite sich als eine Art Verstärkung die Schulterblattgräte erhebt. Sie endet seitlich in der Schulterecke, die über das äußere Schlüsselbeingelenk (Akromioklavikulargelenk) mit dem Schlüsselbein gelenkig verbunden ist. Das Schlüsselbein weist eine seitliche Verdickung auf, in welcher die flache Pfanne des Schultergelenks eingebettet ist. Daneben entspringt der hakenförmige Rabenschnabelfortsatz. Zwischen diesem und der Schulterecke verläuft ein kräftiges Band, das die Bewegung im Schultergelenk begrenzt. Der Abschnitt zwischen Schulterblatt (Skapula) und Oberarmknochen (Humerus) ist das eigentliche Schultergelenk (Skapulohumeralgelenk). Es lässt den weiten Bewegungsspielraum des Armes zu, weil der relativ große Kopf des Oberarmknochens nur zu einem Drittel in der Schulterkapsel sitzt. Die Kapsel wird im Innern durch Bänder und (Ligamente) und einen halbmondförmigen Knorpel (Labrum) verstärkt. Zusätzlich gewährleisten umliegende Muskeln und Sehnen die Stabilität des Gelenkes.
Impingementsyndrom
Operative Behandlung des Impingement-Syndroms
Das Impingement-Syndrom ist eine der häufigsten Erkrankungen des Schultergelenks. Die Ursache liegt in einer Einengung des Raumes zwischen Oberarmkopf und Schulterdach (subacromialer Raum), häufig durch Ausziehungen des knöchernen Schulterdaches. Dadurch kommt es zu einer Einklemmung der Rotatorenmanschette zwischen Oberarmkopf und Schulterdach insbesondere bei Überkopfbewegungen und einer häufig schmerzhaften chronischen Schleimbeutelentzündung. Typischerweise treten die Schmerzen vermehrt nachts auf. Unbehandelt kommt es zu einer Ausdünnung der Sehne, die zu einem vollständigen Riss der Rotatorenmanschette führen kann.
Die Behandlung besteht zunächst aus einer Kombination verschiedener konservativer Maßnahmen. Dazu gehören intensive und konsequente krankengymnastische Beübung, physikalische Therapie und bei akuten Schmerzzuständen Infiltration von Lokalanästhetika und Cortisonpräparaten. Sollte es trotz konsequent durchgeführter konservativer Therapie zu keiner Besserung der Beschwerden kommen, besteht die Indikation zur Operation. Bei der sog. endoskopisch subacromialen Dekompression wird in arthroskopischer Technik
der Raum unter dem Schulterdach für die Rotatorenmanschette mit Spezialinstrumenten erweitert. Die Operation umfasst mehrere Schritte:
- Entfernung des entzündeten Schleimbeutels
- Ablösung einer verengenden Bandstruktur (Lig. coraco-acromiale)
- Glättung des knöchernen Schulterdaches
Operative Behandlung der Schultereckgelenksarthrose (AC-Gelenksarthrose)
Der Verschleiß des Schultereckgelenkes führt ebenfalls häufig zu Beschwerden im Schulterbereich. Die resultierenden Knochenausziehungen tragen ebenfalls zur Einengung des subacromialen Raumes bei und treten häufig mit dem Impingement-Syndrom zusammen auf. Ist eine klinische Schmerzsymptomatik vorhanden, sollte bei einer Operation bei Impingement-Syndrom das Schultereckgelenk mitbehandelt werden.
AC-Gelenksarthrose
Die operative Therapie der schmerzhaften AC-Gelenksarthrose besteht in der arthroskopischen Entfernung des AC-Gelenkes (ARAC). Mit einer speziellen Fräse wird das erkrankte Gelenk abgetragen ohne die oberhalb des Gelenks gelegenen stabilisierenden Bandstrukturen zu verletzen und damit eine Instabilität zu verursachen.
Kalkschulter
Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers. Sein komplexer anatomischer Aufbau macht es besonders anfällig für Störungen und Erkrankungen. Neben Verschleißerscheinungen und Muskelzerrungen sorgt häufig die so genannte Kalkschulter für schmerzhafte Bewegungseinschränkungen.
Nicht gebrauchsbedingter Verschleiß, sondern eine Störung des Sehnenstoffwechsels ist verantwortlich für das Entstehen einer Kalkschulter, auch Tendinosis calcarea genannt. Dabei lagert sich Kalk unter den Sehnen der so genannten Rotatorenmanschette ab. Die Rotatorenmanschette ist ein Muskelgeflecht, das wie eine Gummimanschette den Oberarmkopf in der Gelenkpfanne hält. Dort, wo Muskeln und Sehnen ineinander übergehen, kann es zur Bildung von Kalkdepots kommen. Das liegt am großen Bewegungsradius, den das Schultergelenk gewähren muss: Durch Anspreizen des Oberarms an den Körper oder Höhertreten des Oberarmkopfes etwa wird der Druck auf die Sehne erhöht - dadurch kommt es zu einer Minderdurchblutung des Sehnengewebes und schließlich zu einer Störung des Stoffwechsels, in deren Verlauf Sehnengewebe in Faserknorpel umgewandelt wird. Und Knorpel hat die Eigenschaft, Kalk einzulagern.
Die Kalkdepots dehnen sich immer weiter aus und führen dazu, dass sich die Sehne spindelförmig verdickt. Wenn man den Arm hochhebt, kann es passieren, dass die verdickte Sehne eingeklemmt wird (Impingement-Syndrom); oder es entwickelt sich eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis subakromialis). Typische Anzeichen dafür sind heftige Schmerzschübe - vor allem Tätigkeiten über Kopf wie Wäscheaufhängen oder Fensterputzen können extrem weh tun.
Manchmal kann es zu einer - allerdings mit großen Schmerzen verbundenen - Spontanheilung kommen. Bricht der Kalkherd auf und entleert sich in den Schleimbeutel, so dass sich die Schleimbeutelflüssigkeit mit dem Kalk vermischt, kommt es zu einer nicht eitrigen Entzündung. Diese führt zu einer vermehrten Durchblutung, und es werden vermehrt Fresszellen in die Sehne gespült, die den Kalk abräumen. Nach abgeschlossener "Reparatur", bei der nicht nur der Kalk beseitigt, sondern auch neues Faser- beziehungsweise Sehnengewebe aufgebaut wird, ist die Sehne wieder intakt und funktionsfähig.
Diagnose
Die Kalkschulter ist erkennbar beim Röntgen, einer Sonographie oder auch einer Kernspintomographie.
Therapie der Kalkschulter
Therapie
Ihr Arzt wird Ihnen bei dieser Diagnose folgende Behandlungsmöglichkeiten anbieten:
Über eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) kann man den Kalkherd aufsuchen und entfernen. Stellt sich dabei heraus, dass der Raum zwischen Oberarmkopf und Schulterdach zu eng ist (man spricht dann von einem Impingement), kann dieser Raum gleich mit erweitert werden. So wirkt ein Eingriff gegen zwei Erkrankungen.
Der Verkalkungsherd kann mit Hilfe hochenergetischer Schallwellen zerstört werden. So kann der Körper die Verkalkung auflösen und abbauen.
Beide Methoden sind zu empfehlen und funktionieren in 80 bis 90 Prozent der Fälle. Entscheiden Sie sich für eine Operation, müssen Sie bedenken, dass eine Narbe zurückbleibt, dass es Komplikationen geben kann und die Beschwerden weiter bestehen bleiben können. Für die Nachbehandlung sollten Sie auf jeden Fall eine ambulante Rehabilitation in Anspruch nehmen. Letztlich sind Sie also ziemlich lange arbeitsunfähig.
Auch bei der Stoßwellentherapie kann es vorkommen, dass der Kalk nicht vollständig abgebaut wird und Beschwerden bleiben. Allerdings haben Sie dann keine Narbe, und der operative Weg ist noch nicht verschlossen.
Insofern spricht vieles dafür, die Stoßwellentherapie einer Operation vorzuziehen. Allerdings übernehmen die Kassen nicht die Kosten dafür. Je nach Gerät, Stoßwellenzentrum und Aufwand liegen die Kosten zwischen 150 und 200 Euro. Lassen Sie sich bei uns beraten.
Schultersteife / Frozen Shoulder
Wenn das Schultergelenk seine Beweglichkeit einbüßt, spricht man von einer Frozen Shoulder oder auch Schultersteife. Der Betroffene ist zunächst bei Drehbewegungen (Rotationen) und Abspreizungen (Abduktionen) eingeschränkt.
Was genau diese Störung hervorruft, ist nicht bekannt. Es kann davon ausgegangen werden, dass lange Phasen der Ruhigstellung, Diabetes mellitus, Schilddrüsen- und Lungenerkrankungen, Erkrankungen der Halswirbelsäule und gelegentlich auch Bagatellunfälle eine Schultersteife auslösen können.
Eine Schultersteife verläuft in drei Phasen:
1.) Der Betroffene verspürt starke Schmerzen in der Schulter. Diese Phase kann bis zu neun Monaten andauern.
2.) In der zweiten Phase, die vier bis 12 Monate währen kann, versteift das Gelenk. Die Schmerzen lassen dabei deutlich nach, so dass die Patienten in aller Regel nur noch über die Bewegungseinschränkung klagen. Die Gelenkkapsel kann schrumpfen, und zwischen Schulterblatt und Rotatorenmanschette (das ist der Muskelstrang des Schultergelenkes, der aus den Oberarmdrehmuskeln besteht) finden sich häufig Verwachsungen und Verklebungen.
3.) Während der Schmerzlosigkeit gewinnen die meisten Patienten ihre Beweglichkeit zurück. Diese "Auftauphase" kann drei bis sechs Monate in Anspruch nehmen.
Gezielte Krankengymnastik kann diese Spontanheilung des Schultergelenkes unterstützen. Gegen die Schmerzen in der ersten Phase helfen lokale und systemische Therapie. In einer Arthroskopie können die Verwachsungen unterhalb des Schlüsselbeins entfernt werden. Eventuell kann auch die vernarbte Gelenkkapsel durchtrennt werden. Allerdings kann das Risiko, dass dabei Knochen und Weichteile verletzt werden, nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden.